Der Krallenfrosch Xenopus ist ein Räuber, der seine Beute
bei Nacht fängt, indem er Bewegungen auf der Wasseroberfläche
registriert. Wir stellen hier eine allgemeine Methode vor, ein
"minimales" Modell, das auf einem Schätzer mit minimaler Varianz
basiert. Es erklärt, wie der Frosch in der Lage ist, Beute
aufgrund der an den Seitenlinienorganen zur Verfügung stehenden
Information zu detektieren. Eine Rekonstruktion der Wellenform
erlaubt es Xenopus, sowohl Richtung als auch Art der
Beute zu bestimmen und sogar zwischen verschiedenen
gleichzeitigen Wellenquellen zu unterscheiden.
Wir haben einen Trickfilm erstellt, der die durch den
Krallenfrosch rekonstruierte Wasseroberfläche zeigt
(
MPEG
7.8 MB
,
Quicktime
13 MB
)
.
Links oben auf der gezeigten Wasseroberfläche befindet sich eine
Wellenquelle mit der Frequenz 20 Hz, rechts oben mit der
Frequenz 10 Hz. Das Video spielt in Zeitlupe mit einer
Geschwindigkeit von 1/10. Der Krallenfrosch nimmt die Quellen
der Wasserwellen in den Richtungen an, in denen die
rekonstrierte Schwingung der Wasseroberfläche maximale Amplitude
hat (rot dargestellt). Er ist in der Lage, sowohl die Richtungen
(schräg links und schräg rechts), als auch die Frequenzen der
Wellenquellen zu bestimmen (links höhere Frequenz als rechts).
Nach einem weiteren am Lehrstul entwickelten Modell (Franosch
2005) kann der Krallenfrosch auch durch Vergleich mit dem
visuellen System lernen, die Informationen des
Seitenlinensystems zu interpretieren. Die spezielle Form seiner
Augen erlaubt es dem Frosch, in einem Rundumblick die
Wasseroberfläche zu beobachten. Gleichzeitig mit dem Bild der
Beute gelangen Informationen über die Strömungsgeschwindigkeit
an der Hautoberfläche des Frosches zu den zuständigen
Nervenzellen. Diese verändern die Stärke ihrer Verbindungen zu
den Geschwindigkeitsrezeptoren so, dass in Zukunft allein die
Welle zur Aktivierung der Nervenzellen ausreicht. Das visuelle
Bild benötigt der Frosch nicht mehr. Die für eine Richtung
zuständige Nervenzelle wird nach dem Lernprozess nur dann aktiv,
wenn die Wasserwelle aus der entsprechenden Richtung kommt, so
dass die Aktivität der Nervenzellen die Richtung der Beute
meldet.
Literatur:
Franosch JMP, Sobotka MC, Elepfandt A and van Hemmen JL.
Minimal Model of Prey Localization through the Lateral-Line System.
Phys Rev Lett 91:1581011-1581014 (2003)
(
PDF
214 KB
,
PS GZip
234 KB
)
Franosch JMP, Elepfandt A and van Hemmen JL.
Minimal Model of Prey Localization through the Lateral-Line System
, Poster presentation at the Göttinger Neurobiologentagung
(
2003
)
(
PDF
581 KB
,
PS GZip
1.2 MB
,
TeX
8 KB
)
Good
Vibrations Help a Frog Locate Tasty Prey, Physics News Update,
number 653, September 12, 2003.
Frogs turn to
physics, PhysicsWeb, 16 October 2003.
Vibrations help a frog locate tasty prey, Physics Today, vol. 56,
issue 11, 2003.
Was
geschieht wo auf der Wasseroberfläche?, Short News 2003-11-03,
Physik
Department, TU Munich.
Virtual
Journal of Biological Physics Research, vol. 6, issue 8, October
15, 2003.
Beutefang durch Wellenformanalyse, Physik
Journal 11/2003.
Hungrige
Frösche als Rechenkünstler, spektrumdirekt, 17. September
2003.
Franosch JMP, Lingenheil M and van Hemmen JL.
How a Frog Can Learn What is Where in the Dark.
Phys Rev Lett 95:078106 (2005)
(
PDF
148 KB
)
African
frog hunts with eyes wide shut, New Scientist 2514(2005)
(
JPEG
489 KB
,
PDF
638 KB
)
.
How a Frog Can Learn What Is Where in the Dark,
Virtual Journal of Biological Physics Research
Volume 10, Issue 4, August 15, 2005.
Leo van Hemmen, Wie funktioniert unser Gehirn?, Mitteilungen
der Technischen Universität München, 3(2005),
44-45.
zuletzt geändert 2007-11-05
von
webmaster@Franosch.org
|